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AutorenbildSibylle Frei

PTBS / Posttraumatische Belastungsstörung

Die Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) nach einem traumatischen Ereignis ist ein komplexer Prozess, der von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird. Sowohl Schutzfaktoren als auch Risikofaktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf.

 

Beginnen wir mit den Schutzfaktoren, die dazu beitragen können, das Risiko einer PTBS zu verringern. Eine starke soziale Unterstützung, sei es von Familie, Freunden oder anderen Bezugspersonen, kann eine wichtige Rolle spielen. Das Gefühl, nicht alleine mit seinen Problemen dazustehen und auf Unterstützung zählen zu können, kann dazu beitragen, die Belastung zu reduzieren und die Resilienz zu stärken. Ebenso kann eine gute kommunikative Kompetenz, die es ermöglicht, über das Erlebte zu sprechen und sich auszudrücken, helfen, die traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten. Ein kohärentes Weltbild, das es ermöglicht, das Trauma in einen größeren Zusammenhang zu stellen und Sinn zu finden, kann ebenfalls schützend wirken.


Faktoren vor dem traumatischen Ereignis


o Geringe soziale Unterstützung vom Umfeld, speziell Familie;

o „Schicksalsschläge“ (adverse life events);

o Vorherige Misshandlung in der Kindheit;

o Dysfunktionale Familienstrukturen;

o Familial-genetische Geschichte psychischer Störungen;

o Introversion oder gehemmtes Verhalten;

o Geschlecht: weiblich;

o Schlechte körperliche Gesundheit;

 

Faktoren während des Traumas


o Länge und Ausmaß und Wiederholung der traumatischen Einwirkung;

o Subjektives Bedrohungsgefühl (z.B. häufige akute Todesangst);

o Alter des Menschen

o Andere, damit verbundene Traumata (z.B. Zeuge der Misshandlung

anderer werden).

 

Faktoren,  nach dem Trauma die eine Traumatisierung begünstigen


o Mangelnde soziale Unterstützung, speziell vom direkten Umfeld;

o Mangelnde Anerkennung des Traumas durch andere;

o wiederholte Bedrohungen, Angst vor dem Täter und Mittätern (Vertuschern) und

finanzielle Probleme. (Huber 2005: 83)


Die Art des Traumas spielt ebenfalls eine Rolle: Traumata, die durch zwischenmenschliche Gewalt, sexuelle Gewalt oder andere extreme Formen von Gewalt verursacht werden, können das Risiko für eine PTBS erhöhen.


Zudem ist anzumerken, dass sowohl die Langandauer als auch die wiederholte Exposition gegenüber traumatischen Ereignissen eine signifikante Rolle spielen, wobei insbesondere traumatische Erfahrungen innerhalb der familiären Sphäre als besonders belastend und gravierend wahrgenommen werden. Ein einmaliges traumatisches Ereignis kann bereits ausreichen, um eine PTBS zu entwickeln, aber wiederholte oder langanhaltende Traumatisierungen erhöhen das Risiko weiter. Die individuellen Bewältigungsstrategien und Widerstandskräfte des Betroffenen sind ebenfalls entscheidend. Menschen, die über effektive Bewältigungsstrategien verfügen und in der Lage sind, mit Belastungen umzugehen, haben bessere Chancen, eine PTBS zu vermeiden oder zu überwinden.


Michaela Huber hat sich auch mit dem Schweigen des sozialen Umfelds über Missbrauch und traumatische Erfahrungen auseinandergesetzt. Sie betont, wie wichtig es ist, das Schweigen zu brechen und über traumatische Erfahrungen wie Missbrauch offen, dosiert und im sicheren Rahmen zu sprechen. Das Schweigen und Tabuisieren von Missbrauch in der Gesellschaft kann dazu führen, dass Betroffene sich nicht trauen, über ihre Erfahrungen zu sprechen und keine angemessene Unterstützung erhalten. Huber plädiert daher dafür, das Schweigen zu durchbrechen, Betroffene zu ermutigen, über ihre Erfahrungen zu sprechen und ein offenes und unterstützendes Umfeld zu schaffen, in dem Betroffene sich sicher und verstanden fühlen können. Sie betont die Bedeutung von Empathie, Verständnis und Unterstützung für Betroffene von Missbrauch und anderen traumatischen Erfahrungen.


Es ist wichtig, all diese Faktoren zu berücksichtigen, um Betroffene angemessen zu unterstützen und ihnen die bestmögliche Hilfe zukommen zu lassen. Eine ganzheitliche Betrachtung der individuellen Situation und Bedürfnisse ist entscheidend, um eine adäquate Behandlung und Unterstützung zu gewährleisten. Durch die Berücksichtigung von Schutz- und Risikofaktoren können wir dazu beitragen, das Risiko für die Entwicklung einer PTBS zu reduzieren und Betroffenen auf dem Weg der Genesung zu unterstützen.


Inhalt aus: Huber, Michaela (2005): Trauma und die Folgen. Trauma und Traumabehandlung Teil 1, 2. Aufl., Paderborn: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung.



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