Als Therapeutin habe ich die Möglichkeit, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und sie in ihren Herausforderungen zu unterstützen. Ein Zürcher Coach hat ein Buch geschrieben, dessen Titel mich besonders inspiriert: „Mach Dünger aus deinem Mist“. Dieses Motto spiegelt auch meine eigene Haltung wider: Umso mehr Mist, umso mehr Dünger, oder?
In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder, wie Humor helfen kann, wenn das Leben uns vor viele Baustellen und Herausforderungen stellt.
Es ist erstaunlich, wie sehr der Blickwinkel, den wir einnehmen, unsere Wahrnehmung beeinflussen kann. Mein Supervisor hat einmal gesagt: „Sieh deine Herausforderungen als Geschenke an und als Entwicklungschancen, um zu wachsen.“ Das klingt gut und recht, doch ich weiss aus eigener Erfahrung, dass es manchmal schwierig ist, positiv zu denken, wenn man im Sog des Schmerzes feststeckt.
Doch was bedeutet es wirklich, Herausforderungen als Geschenke zu betrachten? Je mehr wir uns mit uns selbst und unseren Themen und Mustern auseinandersetzen – immer schön dosiert – desto mehr können wir zu unserem wahren Selbst finden. Ich habe festgestellt, dass ich dadurch intensiver fühle und das Leben erlebe. Es geht darum, ein Gleichgewicht zu finden: weniger Taubheit, aber auch nicht zu starkes Fühlen. Es ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert.
Ich spüre, wie ich immer mehr Teil meiner Community werde, wie ich weniger isoliert und abgespalten bin von mir selbst, meinen Gefühlen, meinen Freunden und meinem Partner. Die Beziehungen, die ich pflege, werden echter, intimer und wertvoller. Mein Lebensweg wird authentischer. Ich konzentriere mich mehr auf das, was wirklich zu mir gehört, und handle nicht mehr nur nach dem Motto, was sich gut anhört oder wie ich bei anderen ankomme. Stattdessen tue ich das, was sich für mich richtig anfühlt und was mich tief zufriedenstellt.
Es ist kein einfacher Weg. Es ist oft viel einfacher, im gewohnten Trott zu bleiben, in Mustern, die uns zwar blockieren und einschränken, aber auch eine gewisse Sicherheit bieten. Doch ich weiss: Der Weg «fätzt» manchmal, aber er bringt meine echte Persönlichkeit zum Vorschein – Zwiebelschale für Zwiebelschale. Diese Auseinandersetzung, sei es durch Gespräche oder Körperarbeit, erfordert Mut, Zeit und Kapazität.
Ich erinnere mich daran, dass auch ich manchmal fluchen kann. Aber für mich gibt es keinen anderen Weg, als den echten. Hinzuschauen, weiterzugehen und mich begleiten zu lassen in den Themen, wo ich gerade Unterstützung brauche. So kann ich mehr beobachten und eine positive Perspektive gewinnen. Es lohnt sich, und ich bin dankbar für jede Lektion, die mir mein „Mist“ lehrt. Denn letztlich kann alles, was uns begegnet, transformiert werden und als Geschenk in unserem Leben stehen.
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